Antoine Beuger
nichts Unerwartetes mehr
2015
In diesem Stück vertiefen sich die Ausführenden jeweils zu zweit darin, eines der spätesten Hölderlingedichten Silbe für Silbe singend für sich zu öffnen.
Alle Aufmerksamkeit gilt dabei dem jeweils anderen und, gemeinsam, dem Text.
So entsteht eine ganz stille, in sich gekehrte Klangwelt,
schwebend, leicht, versonnen
beinahe abwesend, gleitend
eine erhabene Monotonie
ein frohes, anstrengungsloses Glänzen
eine Welt die völlig einheitlich lauter ist,
in der sich nichts Unerwartetes mehr ereignen kann
die aber gleichzeitig von Bezogenheit aufeinander getragen wird:
alles offen, glänzend, unendlich weit und doch ganz beisammen
Das ist die Welt, die Hölderlins späteste Gedichte als eine uns offenstehende Wirklichkeit andeuten, eine Welt, in der wir
die glückliche Erfahrung
machen können,
nichts mehr halten zu müssen, sich ins Unendliche öffnen zu können, auch nichts mehr suchen und unterscheiden zu müssen und odoch bei diesem Erleben eine neue und gute Wirklichkeit zu finden. *
* Kursiv gedruckte Sätze und Phrasen wurden zitiert aus:
Wilfried Thürmer, Zur poetischen Verfahrensweise in der spätesten Lyrik Hölderlins (Marburg, 1970)